IG-Schiffsmodellbau Maxipark
Interview mit Siggi Fischer, Teil2
In diesem Jahr besteht die Interessengemeinschaft Schiffsmodellbau Maxipark 25 Jahre.
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In diesem zweiten Interview wollen wir die Jahre 2005 bis 2019 in Erinnerung rufen.
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Hallo Siggi, ich freue mich auf Deine Einblicke!
2005 - 2019
Hallo Siggi und herzlich willkommen zum 2. Interview anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der IG-Schiffsmodellbau Maxipark.
Wir wollen nun die mittleren Jahre 2005 bis 2019 beleuchten. Erinnerst Du noch, was da so alles in der Welt passierte?
Wir feierten 2006 ein WM Sommermärchen. Als Folge globaler Spekulationen platzte in den USA Ende 2007 eine Immobilienblase. Viele Staaten mussten eingreifen und sich durch Rettungsaktionen tief verschulden. Das führte hier in Europa zur EURO Krise.
Das Internet setzte sich flächendeckend durch. Netzwerke wie Facebook und Twitter waren gerade bei jungen Leuten sehr beliebt. Blogs als Online Journalismus begannen sich durchzusetzen. Youtube wurde die größte Video-Plattform der Welt.
Wir hatten in der ganzen Zeit nur eine Kanzlerin. Angie war die mächtigste Frau in Europa.
Der Klimawandel drang als angebliches Megaproblem ins Bewusstsein.
Viele Politiker (nicht nur) meinten, dass sie unbedingt einen Doktor Titel bräuchten und plagiierten lustig vor sich hin. Einige Karrieren erlebten dann einen steilen Abstieg.
In Syrien kam es zu großen Protesten gegen die Regierung. Als Folge fliehen mehrere Millionen Menschen aus dem hochentwickelten Land.
Nach diesen Erinnerungen an das, was geschah, nun die Frage an Dich, Siggi:
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Was passierte eingentlich so alles in der IG-Schiffsmodellbau Maxipark?
Jedes Jahr im Frühling steigt der Blutdruck bei allen Modellbauern enorm an. Man kann es kaum erwarten, mit den im Winter gebauten neuen Modellen auf den Teich zu kommen.
Karfreitag geht es dann los. Da haben wir traditionell unsere Anfahrten. Diese Events sind immer stark besucht. Besonders spannend gestaltet sich das Wetter. Wir haben schon Schnee und Eisplatten erlebt und uns den Allerwertesten abgefroren. Auf der anderen Seite sind auch Temperaturen um 30°C in meiner Erinnerung. Das war und ist unkalkulierbar.
Doch der Stimmungslage "es geht endlich wieder los" hat das keinen Abbruch getan.
in dem ersten Interview sprachst Du sehr oft über das außerordentliche Verhältnis zur Maxipark-Verwaltung. Wie hat sich das entwickelt?
Wir fahren alle 4 Wochen immer am 1.Sonntag im Monat auf dem Teich im Maxipark. Es ist immer etwas los. Und das ist eine Konstante über die gesamte Saison von April bis Oktober.
Dieses rege Treiben am Teich wird natürlich wahrgenommen und so kommt immer einer von der Parkverwaltung, um zu schauen, um zu Plaudern und Gedanken auszutauschen. Letztendlich haben wir mit unseren Aktivitäten vielleicht auch den ein oder anderen Besucher in den Park locken können.
wie muss man sich das Treiben am Teich vorstellen?
Es gibt immer regen Austausch mit den Parkbesuchern. Die stehen und schauen sich die Modellboote an. Dann kommen Fragen und Anregungen und es entwickeln sich öfters teilweise intensive Gespräche.
Daneben haben auch die Modellbauer immer Zeit für Fachsimpeleien untereinander. So manche Idee für zukünftige Projekte ist dabei entstanden. Das mündet dann in einem neuen Modellschiff in der nächsten Saison.
Aber dieser Tag bietet auch Zeit und Gelegenheit, technische Themen zu vertiefen. Nicht selten wird die Zeit zwischen 11 und 18 Uhr da etwas knapp.
was wollen die Parkbesucher denn so wissen?
Die Fragen von den Kindern sind meistens immer die gleichen, wie groß, wie schnell, wie teuer. Die Erwachsenen haben da manchmal eine philosophische Frage, "wieso machen Sie das?"
und welche Antwort gibt es auf die sogenannte philosophische Frage?
Da gibt es eine einfache Antwort und eine etwas tiefgründigere Antwort. Lass mich mit der einfachen Antwort beginnen: Weil es uns Spaß macht. So einfach.
Und nun der Versuch einer detaillierteren Antwort. Bei der Ausübung eines Hobbies, in unserem Fall dem Schiffsmodellbau, werden die Probleme des Alltages für einen Moment vergessen. Der Stresspegel fällt, der Kopf wird frei und der innere Akku wird wieder aufgeladen.
Hobbys sind wichtig für unser Wohlbefinden. Statt auf dem Sofa mit Netflix verbringen wir unsere Freizeit mit dem Bau neuer und fordernder Modellschiffe.
Das ist umso wichtiger für junge Leute. Unser Schulsystem lässt oftmals kaum noch Zeit für Freizeitaktivitäten. Das war früher anders. Deshalb haben fast alle Modellbau Vereinigungen Probleme, junge Leute für das Hobby zu gewinnen. Dabei können sie sich beim Modellbau so viel Wichtiges für ihr späteres Berufsleben "erspielen".
gibt es eine Frauenquote?
Würde die Regierung ein Gesetz erlassen, das alle Vereinigungen verbietet, die weniger als 50% Frauenanteil haben, dann gäbe es auf der gesamten Welt keinen Modellbauclub mehr.
Um die Frage zu beantworten, nein, wir haben keine Frauenquote und wir freuen uns auf jede Person:in, das ist jetzt glaube ich falsch gegendert, die aktiv unser Hobby teilt.
Nehmen wir einmal die berühmtesten Schiffsmodellbauer des vergangenen Jahrhunderts. Die NASA. Ein reiner Herrenclub. Und doch waren es eine Hand voll Frauen, die wesentliche Beiträge zum Gelingen der Mondfahrt beigetragen hatten. Das waren Mathematikerinnen und Ingenieurinnen, die waren unverzichtbar. Diese Aussage soll Mut machen, dass auch Mädchen und Frauen tolle Modelle bauen können. Man muss nur wollen.
Unsere Türen sind auf!
Kommen wir zum Thema Leidenschaft. Welche Beispiele fallen dir da aus der Vergangenheit ein?
Augenscheinlich sind da die vielen Modelle, die aus den Bastelkellern an die Öffentlichkeit kommen. Da ist in jedem Modell die Leidenschaft der wesentliche Treiber für das Ergebnis.
Dann sind es die Modellschautage. Die Betreiber von kleineren Modellbaugeschäften kommen mit ihren Ständen und freuen sich, dabei zu sein.
Einigen ist kein Weg zu weit. H. Bauer kommt regelmäßig mit seinem Geschäft aus dem Erzgebirge zu uns.
Intern sind jedes Jahr einige Leute mit der Vorbereitung beschäftigt.
Als Ergebnis hatten wir in einem Jahr in der Spitze 14.000 Besucher an den 2 Tagen im Park. Je nach Wetterlage pendelt sich das so um 10.000 Besucher ein.
und was passierte technisch so in dieser Zeit zwischen 2005 und 2019?
Da ist im Wesentlichen der Einzug der 2,4 Gigahertz Sendefrequenz zu nennen. Diese Technik ist fast durchgängig im Einsatz.
Für unsere alten Sender im 35 oder 40 MHz Bereich gibt es kaum noch Ersatzteile und wenn, dann sind die untragbar teuer.
Der Vorteil der 2,4GHz Technik ist, dass man sich am Teich nicht mehr mit den Nachbarn abstimmen muss. Die Sender suchen sich selber freie Kanalabschnitte.
Dabei kommen aber schon erste Rufe vom Teich, dass auch im 2,4GHz Band erste Störungen auftreten.
Diesen Frequenzbereich nutzen auch all unsere Mobiltelefone. Und wenn jemand am Teich steht, sein Handy angeschaltet hat und Bluetooth sowie WLAN aktiviert hat, dann sucht das Handy permanent nach einem Netzknoten und erhöhr dabei Schritt für Schritt seine Sendeleistung. Und dann wird es eng.
Also liebe Modellbauer und Besucher. Deaktiviert Eure Bluetooth und WLAN Verbindungen. Euer Akku dankt es Euch. Und die Modellbauer auch.
und zum Schluss die Frage nach dem schönsten Ereignis?
Das schönste Ereignis waren die Modellschautage 2019. Wir hatten Super Wetter über beide Tage, der Park war voll. Die Hamburger Clique mit ihren Siebgeräten waren das erste mal dabei und zogen viel Interesse auf sich.
Die 1:8 Truck Modellbauer zogen den ganzen Tag ihre Runden durch den gesamten Park.
Besonders haben mich auch die Drifter beeindruckt. Hier konnten die Zuschauer erleben, dass man auch rechteckig um die Kurve fahren kann.
Und ein besonderes Erlebnis war die Schiffstaufe unserer Cape Girardeaux, einem Mississippi Schaufelraddampfer aus dem 19. Jahrhundert.
Viele Jahre Arbeit und tausende Stunden Aufwand finden sich in diesem beeindruckenden Schiff, welches immer bei den Modellschautagen höchste Aufmerksamkeit auf sich zieht.
du klingst so nachdenklich?
Mir geht gerade folgendes durch den Kopf. Wie viele male haben wir die Container ein- und ausgeräumt? Wie viele male haben wir den Hafen aufgebaut? Wie viele male standen wir früh am Tor und haben unsere Gäste begrüßt? Wie viele Steaks sind gegrillt worden?
Und vieles mehr.
Das alles gehört zu einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit dazu. Und mein Dank gilt allen, die daran beteiligt waren.
Resumee
Lieber Siggi, vielen Dank für die Einblicke in die Vergangenheit und auch für deine philosophischen Ausführungen.
Im dritten und letzten Teil des Interviews, welches kurz vor den Modellschautagen veröffentlicht wird, wollen oder müssen wir auf die schlimme Corona-Zeit blicken. Aber auch das Wiedererwachen nach der Corona Zeit wird thematisiert und am Schluss wagen wir dann einen Ausblick auf die nächsten 10 Jahre.
Bis dahin alles Gute.